Es ist möglich. Alles ist möglich. Jeder Mensch kann seinen Plastikkonsum sofort reduzieren. Die Regierungen können das Thema sofort auf die Agenda setzen. Ich bin der Meinung, dass es von "oben", von der Regierung endlich Schritte zum Wohle der Erde geben muss. THE PLANET EARTH FIRST - dann erst kommt der Mensch. Jetzt muss ich einfach schimpfen, sorry, ja etwas emotional eingefärbt ist das Thema bei mir: Seit dreißig Jahren ändert sich nichts, seit ich meinen ersten "Jute statt Plastik-Beutel" getragen habe. Ein Gesetz wäre so einfach, wenn man nicht immer auf die Konzerne, die Aktionäre etc. schielte und auf die Wahlergebnisse. Es ist möglich, wenn "unten und oben" zusammenarbeiten, zum Wohle aller! Wir können Petitionen an Politiker schreiben, Kaufverhalten ändern, immer mehr Leute mit Lebensfreude "anstecken" und aus der Negativitäts-Schleife rausschütteln.
Herr Precht, in diesem ausführlichen Interview in der Zeitschrift Galore betonen Sie, wie wichtig es ist, das System von unten zu verändern z.B. ganz konkret das Schulsystem. Sie weisen auf bestehende Schulprojekte hin, in dem starke Direktorinnen und Direktoren den üblichen Rahmen gesprengt haben: z.B. die Freie Evangelische Schule in Berlin oder die Montessori-Gesamtschule in Potsdam. Ja, die Schule braucht dringend eine Reform, von oben und von unten. Es wird immer noch mit Angst und Druck gearbeitet, in den großen Studiengängen der Universitäten ist das die Regel. Obwohl die Gehirnforschung zeigt, dass ein Gehirn unter Druck und Angst nicht funktionsfähig und kreativ ist. Am Schluß des Interviews meinen Sie, "Kreativität löst keine Probleme". Ich finde, das Gegenteil ist der Fall. Kreativität ist ein Bewusstseins-Zustand, in dem uns Lösungen "einfallen". Gerade in Zeiten wie diesen braucht es kreative Geister, mutige Menschen, die Visionen nicht nur im Kopf bewegen, sondern konkret umsetzen.
In der Geschichte der Menschheit gab es immer Extreme - ja, so extrem hat es sich noch nie zugespitzt, in Null komma Nix haben wir in den letzten 100 Jahren alles "versaut". Durch das "Ich denke also bin ich.." mache ich mir die Erde untertan. Viele Menschen glauben, dass wir in einer großen Zeitenwende leben. Oder gehen wir so nah an die Grenze, dass wir endlich bemerken, was los ist? Und ich meine dies positiv: dass wir als Menschheit so weit auseinanderdriften und uns immer mehr in verschiedene Pole spalten, wie arm, reich, politisch. Dass wir am Rand der Katastrophe sind, bemerken die meisten Menschen hier nicht. Wenn ich in den Nachrichten höre, dass Bürger Mitmenschen anzeigen, die Pfandflaschen aus dem Container fischen?
Die meisten sind in einer kindlichen Erwartungshaltung, dass dieses Paradies, in dem wir hier in Deutschland leben, immer so weitergeht, ständiges Wachstum möglich ist, obwohl die Natur zyklisch ist.
In welcher Welt wollen wir leben und wie kann jeder seinen Beitrag leisten? Wie bekommen wir die Politik und die Massen dazu, wirkliche Systemveränderungen zum Wohle aller umzusetzen? Das Interview umfasst viele Bereiche, lässt aber die aktuellen Probleme weitgehend draußen. Was raten Sie Politikern, wie wir mit den Menschen umgehen sollen, die alle ins gelobte Land "Europa" und nach Deutschland wollen? Wie lösen wir das Kern-Problem Waffenlieferungen? Nach der Pharma-Industrie ist die Rüstungs-Industrie der größte Wirtschaftszweig in Deutschland. Braucht es dazu erst die Katastrophe? Müssen die Systeme erst zusammenbrechen, damit etwas Neues entstehen kann? Oder können wir den Bewusstseinswandel gemeinsam schaffen?
Meiner Meinung nach ist das Wesentliche dabei zu erkennen, dass wir jetzt mitten im Bewusstseinswandel sind. Von der Spaltung der Atome und der Zellen in immer kleinere Teilchen wieder zum Bewusstsein der Verbundenheit. Zu erkennen, dass wir alle verbunden sind. Bei IM KERN GESUND geht es unter anderem um den Raum der Innenwelt, der Verbindung von innen und außen, um das Nicht-Wissen, den "Zukunftsraum" oder den Möglichkeitsraum, der Inspiration aus einem größeren Feld bezieht. Diese Erfahrung von Verbundenheit kann nur mit dem ganzen Körper gemacht werden. Immer neuer und weiter zu denken, zu denken mit dem ganzen Körper und seinen Erfahrungen, bietet Anschluß an eine Quelle von Kreativiät. Viele Naturvölker sprechen von "unnützen Gedanken" und wesentlichen Gedanken, die aus dem Körper kommen.
Mir ist es ein Herzensanliegen Wege zu entwickeln, wie es gelingt in größeren, komplexeren Zusammenhängen und mit dem ganzen Körper denken zu lernen. Das Leben ist so komplex, dass das Denken in "entweder/oder" immer in einer Sackgasse endet. Über den Körper erfahren wir eine universelle Intelligenz und bekommen dadurch Zugang zum Impuls der Evolution, jenseits der bekannten Pfade.
Sehr geehrter Herr Precht, wenn wir an den Kern der Sache gehen, dann braucht es den Blick von außen, doch auch den Weg nach Innen. IM KERN GESUND zeigt den lebendigen Weg in die Innenwelt jedes Menschen. Wir leben in einer Zeit der Flachbildschirme, in der die meisten Menschen keinen Kontakt zu ihrer Innenwelt, ihrem Kern-Selbst und damit der in uns angelegten biologischen Ethik haben. Wir leben in einer Zeit der Verdummung und Verflachung.
Durch die Abspaltung von unserem Körper fehlt uns die innere Tiefe. Wir sind wir nicht mehr mit unserer Weisheit verbunden. Die Spaltung in der Welt und unter den Menschen kommt durch die Spaltung von Kopf, Herz und Körper. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als wieder die Tiefe zu suchen. Uns in Tiefenbildung, Herzensbildung, Verstandesbildung, Körper-Bewusstseins-Bildung, Trauma-Bewusstseins-Bildung zu schulen. Wir alle, die dies lesen.
Herr Precht, ich wünsche Ihnen und uns allen den Mut hinzuschauen und den Körper miteinzubeziehen. Es ist im Grunde ganz einfach: wenn wir nicht im Körper sind, nehmen wir die Welt gespalten wahr. Ohne gelebte Körper-Weisheit und damit der Fähigkeit zur Resonanz und empathischen Kommunikation, können wir die Probleme dieser Welt nicht lösen. Diskutieren, Philosophieren und Demonstrieren ist somit - aus meiner Perspektive - auf Dauer eine Sackgasse. Gehen wir gemeinsam in die Tiefe, in unsere Menschlichkeit.
Mit herzlichen Grüßen
Angelina Petra Kreupl
Autorin, Gründerin und Leiterin IM KERN GESUND-INSTITUT für angewandte Kern-Ethik an allen Bereichen unserer Gesellschaft.
Das Interview können Sie hier für 66 ct kaufen und nachlesen
Update 02.09.2020:
Ergänzung: Die Rüstungsindustrie ist nicht der größte Wirtschaftszweig: pro Jahr verdienen Menschenhändler
ca. 220 Milliarden Euro durch die sexuelle Ausbeutung von Frauen und Kindern. (Quelle ARD TTT, 23.03.2014)